Interview mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner

 

Als Wir Niederösterreicherinnen–ÖVP Frauen sind wir natürlich stolz auf dich, dass du Österreichs erste Verteidigungsministerin bist. Gerade zu Beginn deiner Amtszeit gab es Diskussionen über eine Frau in dieser Position. Wie hast du diese Erfahrung empfunden und was sind deine Gedanken dazu?

Ganz ehrlich, ich war es bereits gewohnt. In vielen meiner Berufsstationen war ich oft die erste Frau auf diesem Posten. Natürlich hätte ich mehr Vertrauen zu Beginn gewünscht, aber ich denke, dieses habe ich mir in den letzten Jahren umso mehr erkämpft.

Du hast nach deiner Angelobung, sofort die Ärmel hochgekrempelt. Was sind die drei größten Meilensteine deiner bisherigen Amtszeit?

Natürlich war mein aller erstes Ziel mehr Budget für das Bundesheer zu erkämpfen. Und dieses Ziel ist uns auch gelungen – auch bereits vor dem Ukrainekrieg. Zu meinen 3 größten Meilensteinen gehören bestimmt:

  • Mehr Budget und der damit ermöglichte Aufbauplan 2032+
  • Stärkung der Frauen im Bundesheer auch durch Schaffung des Grundwehrdienstes für Frauen
  • Der Beitritt zum Raketen-Schutzschirm Skyhsield – ein historischer Schritt im Bundesheer. Ein Schritt zu einer vollumfänglichen Luftverteidigung

Das alles kostet Geld und du hast es geschafft für die nächsten 4 Jahre 18 Mrd. Euro für das Bundesheer locker zu machen. Oft hört man „Eh klar, es herrscht Krieg vor unserer Haustür, da war es leicht an Geld zu kommen!“, war es tatsächlich so einfach? Und warum ist es wichtig ins Heer zu investieren?

So einfach war es natürlich nicht. Zunächst haben wir bereits vor dem Krieg die ersten Budgeterhöhungen erkämpft und auch nach Beginn des Angriffskrieges Putins auf die Ukraine war es keine Selbst-verständlichkeit, das Budget zu erhalten. Wenn man nicht dafür kämpft, verhandelt und die richtigen Argumente vorbringt, wird einem das Budget nicht zugesprochen. Wichtig ist es, weil das Bundesheer unsere Sicherheitsversicherung ist. Eine Versicherung, die wir alle hoffen nie brauchen zu müssen. Aber sollte der Fall eintreten, kann nur ein gut ausgerüstetes Heer Österreich vor den Bedrohungen schützen. Gerade in einer Zeit, in der die Welt wie aus den Fugen geraten scheint, ist es umso wichtiger sich vorzubereiten – und das machen wir.

Die Themen Sicherheit und Frieden sind gerade für uns Frauen essenziell. Du hast schon den Begriff „Sky Shield“ erwähnt - was ist das genau?

Skyshield ist ein Schutzmantel, den wir über Österreich spannen, um uns alle vor allen Bedrohungen aus der Luft zu schützen. Die Bilder, die wir aus der Ukraine und dem Nahen Osten nahezu täglich sehen, mit Raketeneinschlägen und Marschflugkörpern, die die Bevölkerung bedrohen, müssen uns allen zu denken geben.

Und Immer wieder wird in dem Zusammenhang behauptet, dass wir dadurch unsere Neutralität aufgeben, stimmt das?

Das stimmt natürlich nicht. Skyshield ist eine Initiative Deutschlands, der sich bereits viele europäische Staaten angeschlossen haben – auch die neutrale Schweiz. Es geht dabei um eine Beschaffungsplattform. Die Verwendung dieser Systeme bleibt immer bei Österreich. Auch nahezu alle namhaften Rechtsexperten sehen keine Verletzung der Neutralität.

Wir wünschen uns natürlich, dass du unsere Verteidigungsministerin bleibst. Was macht den Job für dich so besonders?

Vor allem die Soldatinnen und Soldaten machen diesen Job für mich so besonders. Menschen, die ihre Leben dem Schutz und der Hilfe der Österreicherinnen und Österreicher gewidmet haben. Gerade für die möchte ich da sein. Gerade für die möchte ich mich weiter einsetzen und ihnen die bestmöglichen Rahmenbedingungen bieten, um ihren Dienst zum Schutze Österreichs bestmöglich umsetzen zu können.

Und was hast du noch vor?

Auf jeden Fall den Aufbauplan weiter umsetzen, die Rahmenbedingungen für unsere Soldatinnen und Soldaten weiter verbessern – dazu gehört natürlich auch ein besseres Gehalt beim Beamtenministerium zu erkämpfen. Und das Österreichische Bundesheer generell zu einer modernen Armee zu machen, die vor allen Bedrohungen gewappnet ist. Damit wir gemeinsam in eine friedliche und sichere Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder gehen können.

Wie entwickelt sich die Rolle der Frau im Bundesheer und welche Fortschritte siehst du?

Es ist in den letzten vier Jahren sicher einiges besser geworden. Mit der Öffnung des Grundwehrdienstes für Frauen, mit vielen Angeboten für Frauen und der immer besser werdenden Infrastruktur. Natürlich haben wir noch vieles nachzuholen, aber durch die Erhöhung des Frauenanteils im Bundesheer und mehrerer Übernahmen von Kommando-funktionen durch Frauen seit meinem Amtsantritt sehen wir bereits erste Erfolge.

Was macht denn das Bundesheer zu einem attraktiven Arbeitgeber für Frauen?

Beim Bundesheer stehen allen Frauen die gleichen Karrierechancen wie Männern offen und genauso gibt es beim Gehalt keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Darüber hinaus ist das Bundesheer mit seiner Vielfältigkeit grundsätzlich schon ein attraktiver und sicherer Arbeitgeber. Von der Soldatin, über die Militärpilotin, Militärärztin bis hin zu vielen Arbeitsplätzen im zivilen Bereich bietet das Bundesheer für jeden Geschmack und jedes Interesse einen Platz.

Mädchen müssen nicht zur klassischen Stellung - benötigen sie einen Eignungstest? Und wo können sich Mädchen und Frauen über die Voraussetzungen fürs Bundesheer informieren?

Seit April 2022 steht mit dem freiwilligen Grundwehrdienst für Frauen auch die Stellung den Mädchen offen. Informieren können sie sich über unsere Website karriere.bundesheer.at und an allen Stellen des Heerespersonalamtes. Also einfach anrufen oder direkt einen Termin vor Ort ausmachen und informieren lassen.

Am 29. September entscheiden wir welche Parteien die nächsten 5 Jahre unsere Zukunft gestalten und wie es letztendlich in und mit Österreich weitergeht. Warum ist es für dich wichtig bei der Nationalratswahl wählen zu gehen?

Weil wir unser schönes Österreich nicht den extremen politischen Rändern überlassen dürfen. Gerade in diesen sich ständig ändernden Zeiten braucht es Politik mit Stabilität, Weitsicht und Hausverstand. Das ist nur möglich, mit einer starken Volkspartei als Stimme der Vernunft und unserem Bundeskanzler Karl Nehammer.

Liebe Klaudia, danke für deine Einblicke.