Interview mit Bundeskanzler Karl Nehammer

 

Was ist dein Rezept für eine bessere Gleichstellung von Mann und Frau?

Die Gleichstellung von Frauen und Männern muss selbstverständlich sein. Um den Gender Pay Gap zu verringern, setzen wir auf die Förderung von Frauen in Führungspositionen.
Damit sollen Mädchen und Frauen schon frühzeitig Karrierewege aufgezeigt und echte Wahlfreiheit sichergestellt werden.
Zudem braucht es die Einführung des automatischen Pensionssplittings und den Ausbau der Kinderbetreuung.
Diese Schritte aus meinem Österreichplan sollen die ökonomische Selbstbestimmung von Frauen stärken und ihre Chancen verbessern.

Wie kann die weibliche Altersarmut am besten bekämpft werden?

Eine ganz besonders wichtige Maßnahme ist aus meiner Sicht das automatische Pensionssplitting.
Die Möglichkeit, nach der Geburt eines Kindes die Pensionsversicherungsbeiträge aufzuteilen, gibt es bereits seit geraumer Zeit, doch sie wird kaum genützt.
Mit dem automatischen Pensionssplitting wollen wir dies zum Regelfall machen: Diese Maßnahme trägt dazu bei, die partnerschaftliche Aufteilung
innerhalb der Familie zu erleichtern sowie Gehaltseinbußen durch Teilzeitarbeit besser auszugleichen, und wird einen positiven Effekt im Kampf gegen die Altersarmut von Frauen haben.
Wir wollten das schon in der bestehenden Regierung umsetzen, das war mit den Grünen leider nicht möglich.

Die Frage der Kinderbetreuung wird immer heiß diskutiert.

Für mich steht die Wahlfreiheit von Eltern im Vordergrund: Es geht darum, dass Frauen selbst entscheiden können, wie schnell sie nach der
Geburt eines Kindes wieder in den Beruf einsteigen und wie ihr individuelles Familien- und Lebensmodell aussehen soll.
Die Frage, ob Eltern arbeiten gehen können, darf nicht an fehlender Kinderbetreuung scheitern.
Bis 2030 investieren wir deshalb 4,5 Milliarden Euro in die Kinderbetreuung in Österreich.
Davon werden die Eltern, aber auch das pädagogische Personal profitieren.